Langstreckenwanderer wie Lachs oder Aal sind sehr mobil, aber nicht nur sie: Praktisch alle einheimischen Fischarten wandern.
Warum Fische wandern
Fische leben in einem dynamischen Lebensraum und müssen sich permanent anpassen. Sie wandern zur Nahrungssuche, zur Fortpflanzung und um Schutz zu suchen vor Fressfeinden oder zu hohen Wassertemperaturen. Am Beispiel der Bachforelle wird klar, wie wichtig vernetzte und dynamische Gewässerlebensräume für den Erhalt der Artenvielfalt sind.
Die Bachforelle wandert zum Laichen in ruhige Oberläufe oder Seitengewässer. Ihre Larven finden ideale Habitate in strukturreichen, strömungsarmen Flachwasserzonen. Mit zunehmendem Alter suchen sie sich tiefere Stellen mit stärkerer Strömung. Tiefe Kolke, unterspülte Ufer, Totholz und überhängende Ufervegetation dienen als Unterstände und sorgen für Abkühlung bei erhöhten Wassertemperaturen – sofern sie für die Fische erreichbar beliben.
Wie die Bachforelle wandern auch alle anderen heimischen Fischarten: In jedem Altersstadium, flussaufwärts und flussabwärts.
Ein Land voller Hindernisse
Die Schweizer Fliessgewässer gehören weltweit zu den am stärksten fragmentierten Gewässern. Die durchschnittlich frei durchwanderbare Strecke eines Schweizer Fliessgewässers beträgt gerade einmal 650 Meter. Es gibt über 100'000 Schwellen und Wehre mit einer Höhe von mindestens 50 Zentimetern. Die meisten Fischarten können ein 50 Zentimeter hohes Hindernis nicht überspringen. Für Arten wie die Groppe sind schon 20 Zentimeter hohe Abstürze unüberwindbar.
Das ist ein Problem für viele Wasserbewohner und besonders Fische leiden: Die Bestände zahlreicher Fischarten sind in den letzten Jahrzehnten stark zurückgegangen – einige Langstreckenwanderer sind sogar ausgestorben (Atlantischer Lachs) oder vom Aussterben bedroht (Europäischer Aal).
Unser Engagement für Wanderfische
Damit Fische in unseren Gewässern wieder frei wandern können, müssen wir Bäche und Flüsse wieder miteinander vernetzen. Viele Hindernisse, die sich heute in unseren Gewässern befinden, sind Relikte aus dem vergangenen Jahrhundert. Sie haben heute weder einen ökonomischen Wert noch tragen sie zum Hochwasserschutz, der Energiegewinnung oder ähnlichem bei. Um den geltenden Umweltauflagen in puncto Fischgängigkeit, Geschiebe etc. Rechnung zu tragen, müssten diese Hindernisse oft teuer saniert und umgebaut werden. Dabei könnten wir sie ohne Nachteile entfernen und unseren Fischen ein Stück Lebensqualität zurückgeben.
Aqua Viva kämpft an zahlreichen Kraftwerken für die Umsetzung der gesetzlichen Vorgaben zur Fischgängigkeit und engagiert sich mit dem Projekt Fluss frei! für den Rückbau nicht mehr benötigter Hindernisse.
Vertiefenden Informationen zum Thema Wanderfische finden Sie in der aqua viva Ausgabe Fluss frei für Äsche, Hecht und Co.